Tierische Intelligenz
Ein Blick ins Tierreich zeigt, das nur der Mensch Sprache in einer Form benutzt, wie wir es gewohnt sind. Nur Menschen können über die Funktionen von Sprache referieren, diskutieren oder schreiben. Es gibt allerdings Tiere, die durchaus miteinander kommunizieren, indem sie Geräusche ausstoßen, die von anderen wahrgenommen werden.
Um miteinander sprechen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen. Zum einen müssen die Gesprächsteilnehmer in der Lage sein, Sprache zu produzieren und wahrzunehmen. Sie müssen also über entsprechende Organe verfügen.
Allerdings gibt es auch nichtsprachliche Kommunikation, die zum Beispiel über Gerüche stattfindet.
Einzellige Organismen, wie Wimperntierchen, können zwar über ihre Haarzellen Organismen detektieren und ihnen durch Bewegung ausweichen, aber ihre Haarzellen sind nicht dazu ausgelegt die Bewegungen anderer Wimperntierchen wahrzunehmen. Es interagiert also höchstens mit seiner Umwelt, kommuniziert aber nicht mit anderen Artgenossen.
Beim Menschen hat sich die Motorik so entwickelt, dass wir Sprache durch Muskelaktivität erzeugen können, die von anderen Menschen wahrgenommen werden kann. Bestimmte Muskeln pressen Luft aus den Lungen, die von anderen Muskeln des Sprechapparates zu Sprachlauten geformt wird. Diese Laute können über eine gewisse Distanz transportiert werden, und unser Gehör, welches genau wie die Wahrnehmungsorgane niedriger Organismen auf Haarzellen basiert, kann diese erzeugten Laute wahrnehmen.
Natürlich kennen wir viele Tiere, die ebenfalls diese körperlichen Fähigkeiten besitzen. Typische Haustiere, wie Hund und Katze, verfügen über eine gewisse Sprachfähigkeit.
Das warnende Bellen des eigenen Hundes ist deutlich zu unterscheiden von seinem Freudengebell. Ebenso können Vögel bestimmte Laute produzieren, die als Warnrufe für andere Vögel dienen, wenn sich potenzielle Feinde nähern.
Es gibt also einige Beispiele im Tierreich für Lautproduktion, die eine bestimmte Absicht erfüllen. Am besten untersucht ist das Vorkommen von Warnrufen bei unseren nahen Verwandten- den Affen.
Manche Affenarten verfügen über ein Repertoire an Warnrufen, die spezifisch für bestimmte Gefahren, wie Adler oder Schlangen, sind. Abhängig von dem geäußerten Warnruf werden bei den Artgenossen auch angemessene Reaktionen ausgelöst. So wurde beispielsweise beobachtet, dass Affen nach einer Schlangenwarnung auf den Boden schauen, während der Luftraum in Beobachtung genommen wird, wenn Gefahr von Adlern signalisiert wurde. Man muss annehmen, dass Affen über eine Art von Semantik verfügen.
Die menschliche Sprache birgt schließlich einen typischen Aspekt, der sie von tierischer Kommunikation deutlich unterscheidet. Nämlich ihre hierarchische Struktur, die Syntax.
Der Philosoph Karl Popper hat Sprache in 4 Ebenen unterteilt, die jeweils vier verschiedenen Funktionen gewidmet sind:
Sprachebene Funktion Beispiel
1 Ausdrucksfunktion Weinen
2 Signalfunktion Alarmruf
3 Darstellungsfunktion „Wasser ist nass.“
4 Erklärungsfunktion „…weil…“
Bei der ersten Stufe geht es hauptsächlich um Lautäußerungen, die emotionale Zustände begleiten, wie etwa Lachen, Weinen oder Schreien. Tiere verfügen bekanntlich über diese expressive Sprachfunktion.
Bei Sprache der zweiten Stufe kommt die Signalfunktion hinzu, was ausdrücken soll, dass der Sender einer Lautäußerung beim Empfänger eine bestimmte Reaktion auslösen möchte. Hierzu gehören die oben genannten Alarmrufe von Tieren. Spätestens auf dieser Stufe ist ein Wissen über die Bedeutung der verwendeten Laute erforderlich, damit der Sender beim Empfänger tatsächlich die gewünschte Reaktion (Aufmerksamkeit, Flucht) auslösen kann. Auf der ersten Ebene ist nicht klar, ob die angeborenen kommunikativen Verhaltensweisen eine von den anderen Artgenossen verstandene Bedeutung tragen, wenngleich es wahrscheinlich ist, dass die Lautäußerung dem Empfänger dazu dienen kann, emotionale Zustände des Senders zu erkennen.
Auf der dritten Ebene kommt aber eine deskriptive Funktion hinzu, die es beispielsweise auch ermöglicht zu lügen. Der größte Teil der menschlichen Kommunikation spielt sich auf dieser dritten Ebene ab und erfordert zusätzlich zum semantischen Wissen eine Syntax. Beispiele sind Beschreibungen des letzten Urlaubsorts oder des Weges zu einem neuen Ort. Das nichtsprachliche Verhalten von manchen Tieren schließt zwar auch das Konzept der Unwahrheit bzw. des Betrugs ein. Affen können sich gegenseitig betrügen, etwa indem sie Warnrufe in Abwesenheit einer Gefahr abgeben, um eine Futterquelle für sich alleine zu beanspruchen. Aber in ihrer Sprache ist die dritte Ebene bisher nicht beobachtet worden.
Schwierigkeiten bei der Untersuchung, ob Affen ihre Sprache auch für Funktionen der dritten Ebene einsetzen, brachte der Sprechapparat der Affen mit sich, der nicht so gut für komplexe, differenzierte Lautäußerungen geeignet ist wie der menschliche. Allen und Beatrice Gardner brachten deshalb der Schimpansin Washoe über 100 Symbole der amerikanischen Gebärdensprache bei. Die erlernten Zeichen waren Abstraktionen für Objekte und Attribute. Washoe lernte, diese Zeichen anzuwenden, um Signale zu übermitteln, die in erster Linie Forderungen nach Nahrung und Zuneigung (Streicheln) darstellten. Obwohl dieses Experiment zeigte, dass Schimpansen in der Lage sind, abstrakte Symbole zur Kommunikation einzusetzen, wurden ausschließlich Funktionen der zweiten Sprachebene von Washoe verwendet. Sie hat außerdem keine Syntax erlernt und konnte nicht zwischen Sätzen ihres Betreuers wie „Ich geben Washoe Banane“ und „Washoe geben mir Banane“ unterscheiden.
David Premack hat einer weiteren Schimpansin, Sarah, das Verwenden von Plastikchips zum Zweck der Kommunikation beigebracht. Sarah war anschließend in der Lage, die Symbole in einer inhaltlich sinnvollen Reihenfolge anzuordnen und sogar einfache Wenn-dann-Aussagen zu treffen. Ordnete man die Symbole „Apfel“ und „zwei halbe Äpfel“ auf einer Magnettafel an, so konnte sie das Symbol „Messer“ zwischen die anderen beiden Symbole heften, was eine kausale Bedeutung anzeigte. Obwohl Sarah also eine rudimentäre Struktur in symbolischer Kommunikation verwenden konnte, waren ihre eigenen Sprachäußerungen stets wieder nur auf der zweiten, expressiven Ebene der Sprache angesiedelt.
Susan Savage-Rumbaugh untersuchte die grammatikalischen Fähigkeiten von Bonobo-Affen, die wegen ihres sozialen Verhaltens in Gruppen bekannt sind. Im Gegensatz zu den vorherigen Experimenten untersuchte sie aber nicht die Sprachproduktion, sondern das Sprachverständnis, indem sie die Fähigkeit des Bonobo Kanzi und eines Kindes während ihrer Entwicklung verglich. Bis zu einem Alter von etwa 2½ Jahren entwickelte sich das Sprachverständnis der beiden recht ähnlich. Dann aber entwickelte sich die Sprechfähigkeit des Kindes rasant weiter, während der passive Wortschatz von Kanzi bei 400 bis 500 Wörtern stehen blieb.
Auf der vierten Ebene wird von der Sprache eine argumentative Funktion erfordert. Diese Stufe ist ganz klar dem Menschen vorbehalten. Nur wir erklären einander, warum wir etwas tun oder wollen und tauschen verschiedene Argumente für und wider eine Sache aus.
Um miteinander sprechen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen. Zum einen müssen die Gesprächsteilnehmer in der Lage sein, Sprache zu produzieren und wahrzunehmen. Sie müssen also über entsprechende Organe verfügen.
Allerdings gibt es auch nichtsprachliche Kommunikation, die zum Beispiel über Gerüche stattfindet.
Einzellige Organismen, wie Wimperntierchen, können zwar über ihre Haarzellen Organismen detektieren und ihnen durch Bewegung ausweichen, aber ihre Haarzellen sind nicht dazu ausgelegt die Bewegungen anderer Wimperntierchen wahrzunehmen. Es interagiert also höchstens mit seiner Umwelt, kommuniziert aber nicht mit anderen Artgenossen.
Beim Menschen hat sich die Motorik so entwickelt, dass wir Sprache durch Muskelaktivität erzeugen können, die von anderen Menschen wahrgenommen werden kann. Bestimmte Muskeln pressen Luft aus den Lungen, die von anderen Muskeln des Sprechapparates zu Sprachlauten geformt wird. Diese Laute können über eine gewisse Distanz transportiert werden, und unser Gehör, welches genau wie die Wahrnehmungsorgane niedriger Organismen auf Haarzellen basiert, kann diese erzeugten Laute wahrnehmen.
Natürlich kennen wir viele Tiere, die ebenfalls diese körperlichen Fähigkeiten besitzen. Typische Haustiere, wie Hund und Katze, verfügen über eine gewisse Sprachfähigkeit.
Das warnende Bellen des eigenen Hundes ist deutlich zu unterscheiden von seinem Freudengebell. Ebenso können Vögel bestimmte Laute produzieren, die als Warnrufe für andere Vögel dienen, wenn sich potenzielle Feinde nähern.
Es gibt also einige Beispiele im Tierreich für Lautproduktion, die eine bestimmte Absicht erfüllen. Am besten untersucht ist das Vorkommen von Warnrufen bei unseren nahen Verwandten- den Affen.
Manche Affenarten verfügen über ein Repertoire an Warnrufen, die spezifisch für bestimmte Gefahren, wie Adler oder Schlangen, sind. Abhängig von dem geäußerten Warnruf werden bei den Artgenossen auch angemessene Reaktionen ausgelöst. So wurde beispielsweise beobachtet, dass Affen nach einer Schlangenwarnung auf den Boden schauen, während der Luftraum in Beobachtung genommen wird, wenn Gefahr von Adlern signalisiert wurde. Man muss annehmen, dass Affen über eine Art von Semantik verfügen.
Die menschliche Sprache birgt schließlich einen typischen Aspekt, der sie von tierischer Kommunikation deutlich unterscheidet. Nämlich ihre hierarchische Struktur, die Syntax.
Der Philosoph Karl Popper hat Sprache in 4 Ebenen unterteilt, die jeweils vier verschiedenen Funktionen gewidmet sind:
Sprachebene Funktion Beispiel
1 Ausdrucksfunktion Weinen
2 Signalfunktion Alarmruf
3 Darstellungsfunktion „Wasser ist nass.“
4 Erklärungsfunktion „…weil…“
Bei der ersten Stufe geht es hauptsächlich um Lautäußerungen, die emotionale Zustände begleiten, wie etwa Lachen, Weinen oder Schreien. Tiere verfügen bekanntlich über diese expressive Sprachfunktion.
Bei Sprache der zweiten Stufe kommt die Signalfunktion hinzu, was ausdrücken soll, dass der Sender einer Lautäußerung beim Empfänger eine bestimmte Reaktion auslösen möchte. Hierzu gehören die oben genannten Alarmrufe von Tieren. Spätestens auf dieser Stufe ist ein Wissen über die Bedeutung der verwendeten Laute erforderlich, damit der Sender beim Empfänger tatsächlich die gewünschte Reaktion (Aufmerksamkeit, Flucht) auslösen kann. Auf der ersten Ebene ist nicht klar, ob die angeborenen kommunikativen Verhaltensweisen eine von den anderen Artgenossen verstandene Bedeutung tragen, wenngleich es wahrscheinlich ist, dass die Lautäußerung dem Empfänger dazu dienen kann, emotionale Zustände des Senders zu erkennen.
Auf der dritten Ebene kommt aber eine deskriptive Funktion hinzu, die es beispielsweise auch ermöglicht zu lügen. Der größte Teil der menschlichen Kommunikation spielt sich auf dieser dritten Ebene ab und erfordert zusätzlich zum semantischen Wissen eine Syntax. Beispiele sind Beschreibungen des letzten Urlaubsorts oder des Weges zu einem neuen Ort. Das nichtsprachliche Verhalten von manchen Tieren schließt zwar auch das Konzept der Unwahrheit bzw. des Betrugs ein. Affen können sich gegenseitig betrügen, etwa indem sie Warnrufe in Abwesenheit einer Gefahr abgeben, um eine Futterquelle für sich alleine zu beanspruchen. Aber in ihrer Sprache ist die dritte Ebene bisher nicht beobachtet worden.
Schwierigkeiten bei der Untersuchung, ob Affen ihre Sprache auch für Funktionen der dritten Ebene einsetzen, brachte der Sprechapparat der Affen mit sich, der nicht so gut für komplexe, differenzierte Lautäußerungen geeignet ist wie der menschliche. Allen und Beatrice Gardner brachten deshalb der Schimpansin Washoe über 100 Symbole der amerikanischen Gebärdensprache bei. Die erlernten Zeichen waren Abstraktionen für Objekte und Attribute. Washoe lernte, diese Zeichen anzuwenden, um Signale zu übermitteln, die in erster Linie Forderungen nach Nahrung und Zuneigung (Streicheln) darstellten. Obwohl dieses Experiment zeigte, dass Schimpansen in der Lage sind, abstrakte Symbole zur Kommunikation einzusetzen, wurden ausschließlich Funktionen der zweiten Sprachebene von Washoe verwendet. Sie hat außerdem keine Syntax erlernt und konnte nicht zwischen Sätzen ihres Betreuers wie „Ich geben Washoe Banane“ und „Washoe geben mir Banane“ unterscheiden.
David Premack hat einer weiteren Schimpansin, Sarah, das Verwenden von Plastikchips zum Zweck der Kommunikation beigebracht. Sarah war anschließend in der Lage, die Symbole in einer inhaltlich sinnvollen Reihenfolge anzuordnen und sogar einfache Wenn-dann-Aussagen zu treffen. Ordnete man die Symbole „Apfel“ und „zwei halbe Äpfel“ auf einer Magnettafel an, so konnte sie das Symbol „Messer“ zwischen die anderen beiden Symbole heften, was eine kausale Bedeutung anzeigte. Obwohl Sarah also eine rudimentäre Struktur in symbolischer Kommunikation verwenden konnte, waren ihre eigenen Sprachäußerungen stets wieder nur auf der zweiten, expressiven Ebene der Sprache angesiedelt.
Susan Savage-Rumbaugh untersuchte die grammatikalischen Fähigkeiten von Bonobo-Affen, die wegen ihres sozialen Verhaltens in Gruppen bekannt sind. Im Gegensatz zu den vorherigen Experimenten untersuchte sie aber nicht die Sprachproduktion, sondern das Sprachverständnis, indem sie die Fähigkeit des Bonobo Kanzi und eines Kindes während ihrer Entwicklung verglich. Bis zu einem Alter von etwa 2½ Jahren entwickelte sich das Sprachverständnis der beiden recht ähnlich. Dann aber entwickelte sich die Sprechfähigkeit des Kindes rasant weiter, während der passive Wortschatz von Kanzi bei 400 bis 500 Wörtern stehen blieb.
Auf der vierten Ebene wird von der Sprache eine argumentative Funktion erfordert. Diese Stufe ist ganz klar dem Menschen vorbehalten. Nur wir erklären einander, warum wir etwas tun oder wollen und tauschen verschiedene Argumente für und wider eine Sache aus.
OlliWendt - 28. Jan, 16:53
1 Kommentar - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Laura Otto - 3. Feb, 11:24
Hallo Olli!Lang nicht mehr gesehen(wir waren ja auch leider nicht bei der Geschichtsweihnachtsfeier dieses Jahr..... WEIL WIR NICHT KONNTEN.... wirklich). Hab grad deinen Kommentar bei Swana gesehen. Echt praktisch, sich nur einen Weblog für alles anzulegen. Hätten wir gewusst, dass du weißt, dass und wie es geht, hätten wir uns natürlich vertrauensvoll an dich gewandt!Hm. Muss ja zugeben dass es etwas praktischer ist. Auf jeden Fall haben wir da wohl was falsch mitgekriegt. Na ja, das Semester ist ja bald zu Ende. Bin übrigens beeindruckt von deiner Seite. Sieht aus, als hättest du dir viel Mühe gegeben....:-)! Auf bald, lg Laura
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